Lehrer und Eltern sind besorgt. Sie haben Angst um ihre Kinder, vor dieser Gewalt am Bildschirm – und den Geschichten über Amokläufer und deren Vorlieben für das Ballerspiel Counterstrike. Trotzdem bewaffnen sich nun Pädagogen und Erziehungsberechtigte und gehen selbst auf Terroristenjagd am Computer.
Frau Kunze hat ein Problem. Sie steht in einem verwinkelten Hof, auf sandigem Boden, links und rechts Mauern, am Horizont ein kleiner Streifen blauer Himmel. Vor ihr: ein Terrorist. Sie müsste schießen, vermutlich. Sie hat auch jede Menge Waffen.
Aber wer genau ist sie dort, auf dem leicht flackernden Bildschirm: Der mit dem Helm, der mit dem Kopftuch? Und wo ist die Bombe? Frau Kunze seufzt ein bisschen und lehnt sich zurück. Da knallt es laut. Sie war der mit dem Helm. Und der ist jetzt tot. Oh, sagt Frau Kunze. Macht nichts, sagt der Mann im roten T-Shirt hinter ihr. Hier hat heute jeder viele Leben.
Die werden auch gebraucht. Denn die meisten, die dicht nebeneinander vor den Computern sitzen, sind nicht sehr geübt im Klicken, Steuern, Feuern. Für so gut wie alle ist es die erste „Lan-Party“ ihres Lebens. Und sie sind deutlich älter als die meist jugendlichen Spieler, die sich normalerweise zu diesen Partys zusammenfinden, ihre Rechner vernetzen (LAN: Local Area Network) um tage-, manchmal nächtelang auf den Bildschirmen gegeneinander anzutreten.
„Eltern-Lan“ heißt die Veranstaltung, die in einigen deutschen Städten veranstaltet wird. An diesem Nachmittag in Berlin sind fast dreißig Eltern und Lehrer gekommen. Mehr als sonst.
Es geht etwas mehr um Pädagogik als um Party, die meisten sind aus ähnlichen, nahe liegenden Gründen hier: Sie wollen ihre Kinder verstehen, sie wollen die Spiele selber kennenlernen, sie wollen nachfühlen, was deren Faszination ausmacht. Und natürlich gibt es da die Sorgen. Gerade vor „diesem einen Ballerspiel“, über das zuletzt so viel geredet würde. Wüsste man halt nicht, was das so anrichten kann, sagt ein Vater.
Also lieber selber ausprobieren. Es geht vergleichsweise harmlos los, mit Autorennen. Eigentlich, haben die Eltern da schon gelernt, sind das auch keine Spiele, denn die heißen hier elektronischer Sport (eSport). Und bei dem geht es auch, das erklären die eSport-Experten geduldig, um Lernen, Geschick, Strategie. Konzentrationsfähigkeit, Durchhaltevermögen. Nicht nur Ballern.
Aber ein bisschen warten auch die Eltern heute darauf. Irgendwann ist es soweit, auf dem Monitor leuchtet auf: „Counterstrike“. Polizisten müssen Terroristen vom Bombenlegen abhalten, so der Inhalt, ungefähr. Kurz darauf die erste Anweisung: Wir treffen uns friedlich am Bombenplatz. „Friedlich“ leuchtet rot. Aber es dauert nicht lange, da fallen Schüsse, rattern Maschinengewehre.
Mit der stillen Konzentration ist es vorbei, Ratlosigkeit bei den Eltern. „Das heißt, die müssen alle erwischt werden?“ „Ist das ein Kollege oder ein Terrorist?“ „Jetzt? Schießen?“ „Da sind ja überall Tote.“ „Ich sehe Blutspuren! Überall!“
Die betreuenden Spieleexperten wissen um die Kritik an einigen Spielen, die zu den Standards auf den Lan-Party gehören, um die Kontroversen, die sich um das Spiel „Counterstrike“ drehen, dass zuverlässig auftaucht, wenn von Gewalt in Computerspielen die Rede ist.
Arne Busse von der Bundeszentrale für politische Bildung gehört zum Veranstalterteam. Er sagt, dass es wichtig wäre, Berührungsängste abzubauen. Und dass es durchaus einen Graben zwischen den Generationen gebe: Jugendliche hätte zwar heute, das wüssten sie aus Studien, ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Aber tatsächlich kommuniziert würde wenig.
Zum Beispiel über den Inhalt von Computerspielen. Meistens geht es eher darum, die erlaubte Zeit vor dem Rechner auszuhandeln. Das ist auch bei Michaela Maasberg, die gleich in der ersten Reihe angespannt auf ihren Bildschirm starrt, so. Es sei ein ständiges Verhandeln mit ihren sechs Kindern, sagt sie. Die fanden es dann auch ganz gut, dass die Mutter spielen lernt. Es würde ihr schon gefallen, sagten sie voraus.
Sie hatten Unrecht. „Ich finde Counterstrike eklig. Eigentlich hat sich meine Sorge bestätigt“, sagt sie. Aber zwei Reihen weiter ist inzwischen auch Lachen zu hören.
„Sind das jetzt die Feinde?“ Helfer: „Nein, das sind Geiseln.“ „Geiseln?“ „Ja, Si
e sind si s doch
die Bösen, Sie halten die fest.“ „Wir sind die Bösen? Auch das noch.“
Es gibt Studien, die warnen vor den Gefahren der Spiele: Vor Empathieverlust, dem Verlust des Mitgefühls, und vor steigendem Aggressionspotenzial. Aber meistens gibt es auch Gegenstudien.
Das verunsichert auch die Eltern, die heute mitspielen. Sie teilen am Ende vor allem diese eine Erkenntnis: Es ist nicht wirklich einfach, das Spiel in ein paar Stunden zu lernen. Einige Eltern und Lehrer verlassen den Raum beruhigter. Es sei doch eine relativ abstrakte Sache, sagt einer.
Andere wiederum sagen, sie hätten sich schlicht gelangweilt. Und manche sind froh, es hinter sich zu haben. Frau Kunze, deren Söhne nur sehr kontrolliert an den Computer dürfen, sagt, ein bisschen stupide sei das Spiel schon. Ob es eine Gefahr ist? „Ich weiß es nicht wirklich. Das kommt wohl auf die Kinder an“. Wenn die wüssten, wer sie sind, und eben nicht der auf dem Bildschirm – dann könne das Spiel wohl keinen so großen Schaden anrichten.
Quelle: http://www.welt.de/webwelt/article35062 ... orden.html
Eltern-Lan
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Re: Eltern-Lan
Omg, kann mir das so richtig gut vorstellen mit Lesebrille und so^^
Meine Meinung dazu ist, dass 80 % aller Lehrer, Eltern und sonstwer schon so medial dazu aufgezogen wurden Gegner davon zu sein. Und die kann man auch mit der 1000000000000 Studie nicht zufriedenstellen, ich frage mich nur wenn "Killerspiele jetzt komplett Verboten werden, wer dann der Sündenböck sein soll?
Kleine Auszüge von dem Bullshit der Medien:
NeueOZ (Osnabrücker Zeitung 18.03.09)
quote:
--------------------------------------------------------------------------------
"Dass der 17-Jährige auf der Flucht noch weiter um sich geschossen hat, ist ein Verhalten, das Jugendliche auch in Spielen wie Counter-Strike oder Crysis lernen können."
--------------------------------------------------------------------------------
Der Spiegel 18/2002 S.83
quote:
--------------------------------------------------------------------------------
"Eines seiner (Anm. Robert Steinhäuser) Lieblingsspiel war 'Counterstrike', ein Killerspiel, bei dem zwei feindliche Terroristeneinheiten sich bekriegen. Maskierte jagen da andere Maskierte durch Wüstenlandschaften und dunkelgraue Betonwelten, nehmen Dunkelmänner ins Fadenkreuz ihrer virtuellen Maschinenpistolen und feuern weiße Blitze - bis der gesamte Bildschirm rot zuckt: Das Opfer verblutet, das Ziel ist erreicht, der Spieler gewinnt."
--------------------------------------------------------------------------------
Hamburger Allgemeine
quote:
--------------------------------------------------------------------------------
"Großmütter mit Kinderwagen und Schulmädchen bringen Extrapunkte im PC-Spiel Counterstrike."
--------------------------------------------------------------------------------
Rheinische Post 29.04.2002
quote:
--------------------------------------------------------------------------------
"Hat der Amokschütze von Erfurt seine Tat im Internet trainiert? Das Lieblingsprogramm von Robert Steinhäuser war das Computerspiel "Counterstrike": Hier werden Geiseln genommen und Schulmädchen erschossen. Das Mädchen trägt einen karierten Rock und eine weiße Bluse. Sie ist überrascht, als sich die Türe öffnet. Das letzte, was die Schülerin in ihrem Leben wahrnimmt, ist das Mündungsfeuer der Automatikwaffe, die der Eindringling auf sie richtet. Ihre Bluse färbt sich rot - Ziel eliminiert. Der Mord findet Online statt. Tatort ist ein Computerspiel. "Counterstrike", heißt das Programm, in dem ein Entführungsszenario nachgestellt wird. Ein Trainingsgelände für Massenmörder."
--------------------------------------------------------------------------------
Quelle:
http://www.joint-operations.de/index_ger.php
PS der obere Teil wurde entfernt(könnt ihr ja auch Bascamp nachlesen) da ich mich ja nur auf die Medien bezogen habe
PPS und wenn sie CSS verbieten freu ich mich Oder besser doch nicht denn dann sind die cs flamer woanders unterwegs
Meine Meinung dazu ist, dass 80 % aller Lehrer, Eltern und sonstwer schon so medial dazu aufgezogen wurden Gegner davon zu sein. Und die kann man auch mit der 1000000000000 Studie nicht zufriedenstellen, ich frage mich nur wenn "Killerspiele jetzt komplett Verboten werden, wer dann der Sündenböck sein soll?
Kleine Auszüge von dem Bullshit der Medien:
NeueOZ (Osnabrücker Zeitung 18.03.09)
quote:
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"Dass der 17-Jährige auf der Flucht noch weiter um sich geschossen hat, ist ein Verhalten, das Jugendliche auch in Spielen wie Counter-Strike oder Crysis lernen können."
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Der Spiegel 18/2002 S.83
quote:
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"Eines seiner (Anm. Robert Steinhäuser) Lieblingsspiel war 'Counterstrike', ein Killerspiel, bei dem zwei feindliche Terroristeneinheiten sich bekriegen. Maskierte jagen da andere Maskierte durch Wüstenlandschaften und dunkelgraue Betonwelten, nehmen Dunkelmänner ins Fadenkreuz ihrer virtuellen Maschinenpistolen und feuern weiße Blitze - bis der gesamte Bildschirm rot zuckt: Das Opfer verblutet, das Ziel ist erreicht, der Spieler gewinnt."
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Hamburger Allgemeine
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"Großmütter mit Kinderwagen und Schulmädchen bringen Extrapunkte im PC-Spiel Counterstrike."
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Rheinische Post 29.04.2002
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"Hat der Amokschütze von Erfurt seine Tat im Internet trainiert? Das Lieblingsprogramm von Robert Steinhäuser war das Computerspiel "Counterstrike": Hier werden Geiseln genommen und Schulmädchen erschossen. Das Mädchen trägt einen karierten Rock und eine weiße Bluse. Sie ist überrascht, als sich die Türe öffnet. Das letzte, was die Schülerin in ihrem Leben wahrnimmt, ist das Mündungsfeuer der Automatikwaffe, die der Eindringling auf sie richtet. Ihre Bluse färbt sich rot - Ziel eliminiert. Der Mord findet Online statt. Tatort ist ein Computerspiel. "Counterstrike", heißt das Programm, in dem ein Entführungsszenario nachgestellt wird. Ein Trainingsgelände für Massenmörder."
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http://www.joint-operations.de/index_ger.php
PS der obere Teil wurde entfernt(könnt ihr ja auch Bascamp nachlesen) da ich mich ja nur auf die Medien bezogen habe
PPS und wenn sie CSS verbieten freu ich mich Oder besser doch nicht denn dann sind die cs flamer woanders unterwegs
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Re: Eltern-Lan
Tribuns.Col.Burton hat geschrieben: Hamburger Allgemeine
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"Großmütter mit Kinderwagen und Schulmädchen bringen Extrapunkte im PC-Spiel Counterstrike."
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Re: Eltern-Lan
das ist doch lächerlich!!
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Re: Eltern-Lan
@Levi damit ist gemeint das wenn man im Spiel Größmütter mit Kinderwägen erschießt bekommt man Bonuspunkte
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Re: Eltern-Lan
ich glaub den Attentäter mod (wie ich schon sagte die schreiben nur bullshit)
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Re: Eltern-Lan
Die Posts hier folgen alle dem üblichen Muster: Die einen finden Spiele ganzganz schlimm, die Medien berichten darüber, wie es halt heute die Medien leider machen und die Spieler reagieren so wie immer: die haben alle keine Ahnung und es ist alles gar nicht schlimm.
Ich finde, es ist ein sehr kompliziertes Problem und wir als passionierte Hobbyspieler, die auch zu einem anständigen Teil Eltern sind, machen es uns manchmal zu einfach.
Ich versuche mal, meine Meinung etwas aufzudröseln: Ich finde erstens, es braucht einen strengen Jugendschutz bei Spielen mit Gewaltdarstellung. Hier in der Schweiz ist die Gesetzgebung ja sehr lasch, was mich stört. Ein 12jähriger sollte nicht COD4 spielen. Dieser Jugendschutz muss in den Geschäften auch umgesetzt werden, verstösse dagegen müssen hart bestraft werden.
Aber: Ich bin total gegen ein Verbot von Spielen. Ich bin erwachsen und damit auch frei zu entscheiden, was ich spielen will und was nicht. Kennt jemand den Film "Lary Flint"? Genau darum gehts: Wenn niemand zu schaden kommt oder gegen seinen Willen zu etwas gezwungen wird oder wenn nicht gegen Minderheiten gehetzt wird, dann steht die Meinungsfreiheit des Einzelnen über allem.
Aber egal, ich schweife ab. Ich glaube, bei diesen fruchtbaren Schulmassakern stürzen sich alle auf die Games als Grund, weil es eine so wunderbar einfache Erklärung für etwas ist, das niemand versteht. Wir als Spieler machen es unseren "Gegnern" dann einfach, indem wir uns der Diskussion verweigern und sagen: Ihr habt eh keine Ahnung, wovon ihr redet.
Es wäre aber gescheiter, mal die Frage zu stellen, warum diese Massaker immer an den Schulen passieren. Warum es immer Jungs sind, die das machen. Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht. Ich denke, dass diese Jungs einerseits sicherlich von Filmen und Games zu ihren Taten inspiriert werden. Diese ganze Gewaltdarstellung ist halt einfach in einem ungesunden Übermass in den Medien (Kino, TV, PC, Internet) vorhanden. ABER: Ich glaube nicht, dass diese Darstellungen die Auslöser sind für die Taten. Das ist ein wichtiger Unterschied! Ich glaube, die Jungs hier können sich zu wenig ausleben, werden in ihrem Wesen stark eingeschränkt an den Schulen. Aggression ist verboten. "Die Buben sollen auch mal weinen dürfen", sagte mir mal eine Lehrerin an einem Podiumsgespräch. Ich musste lachen... und sagte: "Die Buben sollen sich auch mal schlagen dürfen, ohne dass sofort eine Schulpsychologin dasteht".
Der natürliche Bewegungsdrang der Buben wird mit Ritalin unterdrückt, der natürliche Drang nach Konkurrenz wird von Lehrerinnen unterdrückt, denen das viel zu anstrengend ist. Buben werden sofort psychologisiert,wenn sie mal auf dem Schulhof raufen ("Gewalt auf dem Schulhof", schreien die Medien, untermalt mit immerimmer demselben Bildsujet: 2 Buben treten auf einen dritten ein, der am Boden liegt).
Die Unterdrückung der natürlichen Triebe der Buben, kombiniert mit einem hohen Anpassungsdruck, den verwirrenden Erfahrungen der Pubertät und den wachsenden Anforderungen, die die Schule ausübt (Pisa!) ergibt eine explosive Mischung.
In den ganzen Diskussionen wird ausserdem die Rolle der Mädchen völlig ausgeklammert. Entweder wird ignoriert, dass der letzte Täter gezielt Mädchen ermordete, oder es wird der Kurzschluss von Frau Schwarzer (seufz...) gezogen, dass der typische Frauenhasser zugeschlagen hat. Jesses, Alice, das war noch ein halbes Kind. Unsichere Jungs, deren Männlichkeit erfolgreich unterdrückt wurden, stehen in der Pubertät überaus selbstsicheren jungen Frauen gegenüber, die mit ihrer übersexualisierten Kleidung für zusätzliche Verwirrung sorgen. Kichern, Kritisieren, abschätzige Bemerkungen, bewundernde Blicke für die coolen Jungs aus anderen Kulturkreisen, die sich ihren Machismo noch bewahren konnten... das kann zu Frustration und Überforderung führen. Der jüngste Schulmörder scheint mir ein typischer Vertreter dieser Sorte überforderter junger Männer.
Aber: Ich will nichts entschuldigen oder beschönigen! Es braucht eine massive Störung, dass jemand sowas macht. Es ist komplett unentschuldbar und grauenvoll für alle Betroffenen.
Aber diese Argumentation so rüberzubringen, dass sie richtig verstanden wird, ist extrem schwierig, wie ich schon öfters erfahren musste. Es besteht nur sehr wenig Bereitschaft, sich wirklich mit diesen Geschehnissen auseinanderzusetzen. Und man hat die Hoffnung, mit einer Gesetzesänderung würde das nicht mehr passsieren. Und wenns doch passiert, ändert man halt nochmals ein Gesetz. Und so weiter. Ein Anfang wäre ja mal, die echten Waffen besser zu kontrollieren...
So. Wurde alles furchtbar lang, sorry. Aber das Thema beschäftigt mich als Vater von drei fast erwachsenen Kindern halt schon ziemlich (sind aber drei Mädchen...).
Es würde mich interessieren, was Ihr so meint und ob Ihr Euch auch solche Gedanken macht.
Gruss
Honibattler
Ich finde, es ist ein sehr kompliziertes Problem und wir als passionierte Hobbyspieler, die auch zu einem anständigen Teil Eltern sind, machen es uns manchmal zu einfach.
Ich versuche mal, meine Meinung etwas aufzudröseln: Ich finde erstens, es braucht einen strengen Jugendschutz bei Spielen mit Gewaltdarstellung. Hier in der Schweiz ist die Gesetzgebung ja sehr lasch, was mich stört. Ein 12jähriger sollte nicht COD4 spielen. Dieser Jugendschutz muss in den Geschäften auch umgesetzt werden, verstösse dagegen müssen hart bestraft werden.
Aber: Ich bin total gegen ein Verbot von Spielen. Ich bin erwachsen und damit auch frei zu entscheiden, was ich spielen will und was nicht. Kennt jemand den Film "Lary Flint"? Genau darum gehts: Wenn niemand zu schaden kommt oder gegen seinen Willen zu etwas gezwungen wird oder wenn nicht gegen Minderheiten gehetzt wird, dann steht die Meinungsfreiheit des Einzelnen über allem.
Aber egal, ich schweife ab. Ich glaube, bei diesen fruchtbaren Schulmassakern stürzen sich alle auf die Games als Grund, weil es eine so wunderbar einfache Erklärung für etwas ist, das niemand versteht. Wir als Spieler machen es unseren "Gegnern" dann einfach, indem wir uns der Diskussion verweigern und sagen: Ihr habt eh keine Ahnung, wovon ihr redet.
Es wäre aber gescheiter, mal die Frage zu stellen, warum diese Massaker immer an den Schulen passieren. Warum es immer Jungs sind, die das machen. Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht. Ich denke, dass diese Jungs einerseits sicherlich von Filmen und Games zu ihren Taten inspiriert werden. Diese ganze Gewaltdarstellung ist halt einfach in einem ungesunden Übermass in den Medien (Kino, TV, PC, Internet) vorhanden. ABER: Ich glaube nicht, dass diese Darstellungen die Auslöser sind für die Taten. Das ist ein wichtiger Unterschied! Ich glaube, die Jungs hier können sich zu wenig ausleben, werden in ihrem Wesen stark eingeschränkt an den Schulen. Aggression ist verboten. "Die Buben sollen auch mal weinen dürfen", sagte mir mal eine Lehrerin an einem Podiumsgespräch. Ich musste lachen... und sagte: "Die Buben sollen sich auch mal schlagen dürfen, ohne dass sofort eine Schulpsychologin dasteht".
Der natürliche Bewegungsdrang der Buben wird mit Ritalin unterdrückt, der natürliche Drang nach Konkurrenz wird von Lehrerinnen unterdrückt, denen das viel zu anstrengend ist. Buben werden sofort psychologisiert,wenn sie mal auf dem Schulhof raufen ("Gewalt auf dem Schulhof", schreien die Medien, untermalt mit immerimmer demselben Bildsujet: 2 Buben treten auf einen dritten ein, der am Boden liegt).
Die Unterdrückung der natürlichen Triebe der Buben, kombiniert mit einem hohen Anpassungsdruck, den verwirrenden Erfahrungen der Pubertät und den wachsenden Anforderungen, die die Schule ausübt (Pisa!) ergibt eine explosive Mischung.
In den ganzen Diskussionen wird ausserdem die Rolle der Mädchen völlig ausgeklammert. Entweder wird ignoriert, dass der letzte Täter gezielt Mädchen ermordete, oder es wird der Kurzschluss von Frau Schwarzer (seufz...) gezogen, dass der typische Frauenhasser zugeschlagen hat. Jesses, Alice, das war noch ein halbes Kind. Unsichere Jungs, deren Männlichkeit erfolgreich unterdrückt wurden, stehen in der Pubertät überaus selbstsicheren jungen Frauen gegenüber, die mit ihrer übersexualisierten Kleidung für zusätzliche Verwirrung sorgen. Kichern, Kritisieren, abschätzige Bemerkungen, bewundernde Blicke für die coolen Jungs aus anderen Kulturkreisen, die sich ihren Machismo noch bewahren konnten... das kann zu Frustration und Überforderung führen. Der jüngste Schulmörder scheint mir ein typischer Vertreter dieser Sorte überforderter junger Männer.
Aber: Ich will nichts entschuldigen oder beschönigen! Es braucht eine massive Störung, dass jemand sowas macht. Es ist komplett unentschuldbar und grauenvoll für alle Betroffenen.
Aber diese Argumentation so rüberzubringen, dass sie richtig verstanden wird, ist extrem schwierig, wie ich schon öfters erfahren musste. Es besteht nur sehr wenig Bereitschaft, sich wirklich mit diesen Geschehnissen auseinanderzusetzen. Und man hat die Hoffnung, mit einer Gesetzesänderung würde das nicht mehr passsieren. Und wenns doch passiert, ändert man halt nochmals ein Gesetz. Und so weiter. Ein Anfang wäre ja mal, die echten Waffen besser zu kontrollieren...
So. Wurde alles furchtbar lang, sorry. Aber das Thema beschäftigt mich als Vater von drei fast erwachsenen Kindern halt schon ziemlich (sind aber drei Mädchen...).
Es würde mich interessieren, was Ihr so meint und ob Ihr Euch auch solche Gedanken macht.
Gruss
Honibattler
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Re: Eltern-Lan
Hallo Honi
Ein schönes Posting, welches du hier geschrieben hast und meiner Meinung nach viele wichtige Dinge und Überlegungen zu diesem Thema aufgreift.
Ich gehe in deiner Aussage, dass es sich die "Zocker" in der Diskussion um das Gewaltpotential von Computerspielen zu einfach machen conform. Durch diese Reaktionen der Zockergemeinschaft ebnet man solchen Überlegungen und Meinungen bzgl. der Spielewelt nur einen größeren Nährboden. Ein solches Verhalten unterstreicht die eingängigen Klisches des im Dunkeln sitzenden, sozial inkompetenten und Metal hörenden Spielers. Ein der Diskussion stellendes Vorgehen würde ein ganz anderes Licht auf die Szene werfen und manche Argumente von Vornherein entwerten.
Was, wie du schon sagtest, sicherlich verbessert werden muss, ist die Zugänglichkeit von gewaltverherrlichenden Computerspielen für Jugendliche und vor allem Kinder. Die aktuelle JIM-Studie, welche jedes Jahr den Medienkonsum von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jährigen untersucht, zeigt auf, dass viele Jugendliche keine Probleme in der Beschaffung solcher Spiele haben. Ein Teil der Befragten gab sogar an, dass sie durch die Eltern Zugang zu solchen Spielen erhalten würden. Meiner Meinung nach sollte sich also weniger der Gesetzgeber den Kopf über eine lückenlose Gesetzgebung zerbrechen als vielmehr die Eltern in Auseinandersetzung der aktuell vorherrschenden Jugendkultur sich mit dem Thema beschäftigen. Wenn dies dann nicht in einem Regelkatalog für Jugendliche und Kinder übergeht, sondern Eltern in einen Dialog mit den Kindern eintreten, ist damit doch der wichtigste Schritt im Elternhaus getan.
Ein weiterer von dir angesprochender Punkt ist die zunehmende Feminalisierung der Bildungslandschaft, welche, wie ich finde, ein ganz wichtiger Punkt ist. Trotzdem ist dies meiner Meinung nach nur eine Seite der Medaille. Es gibt Studien darüber, dass bei gleicher Qualität des Lehrpersonals beider Geschlechter Schüllerinnen/ und Schüler sich eher bei gleichgeschlechtlichen LehrerInnen wohl fühlen. Dies hat, zumindest in Deutschland, einen sehr bedenklichen Kontext in Bezug auf die Grundschule. Hier sind über 80% der Lehrkräfte weiblich. Als lizensierter Trainer im Leistungssport habe ich allerdings im Freizeitbereich die Erfahrung gemacht, NEIN-die Kompetenz erworben, mich durchaus mit weiblichen Themen und Problemen der Jugend auseinanderzusetzen und wie ich hoffe auch helfen zu können ( Natürlich bleibt hier immer ein kleines Feld, bei dem Mann nur über Sachen sprechen kann, aber keine praktischen Erfahrungen austauschen kann).
Meine Erfahrungen als Trainer decken sich aber leider nicht mit meinen Erfahrungen als (angehender)Lehrer und das aus einem ganz einfachen Grund: verdammt noch mal zu wenig Zeit! Durch den heute chronischen Lehrermangel sind Lehrkräfte dazu gezwungen, viele Stunden Unterricht zu geben. Dadurch bekommt man es im schnellen Wechsel mit immer wieder verschiedenen Kindern und Jugendlichen zu tun. Es bleibt einfach keine Zeit im großen Stil auf Probleme und Bedürfnisse einzugehen, darüber hinaus leidet meiner Meinung nach auch die Qualität und Quantität der Wissensvermittlung, wo wir wieder bei PISA wären ( wobei diese Studie eh der völlige Witz ist).
Als Resume ist meiner Meinung nach zu sagen, dass Toleranz, Einfühlungsvermögen, Medienkompetenz und der Blick über den Tellerrand bei Lehrkräften dieses, wie auch andere Probleme teilweise auffangen könnte, es aber am Alltag der Bildungslandschaft scheitert.
Das Amokläufer Computerspiele spielen ist allerdings meiner Meinung nur ein Begleiteffekt des sozialen Umfeldes, in welchem sich die jeweilige Person befindet. Leider laden diese neuen Medien immer wieder zur Anonymität ein, welche Konflikte und Probleme in der wirklichen Welt kaschieren bzw. überlagern sollen. Im Großen läuft bei solchen Leuten doch viel mehr im sozialem Umfeld schief ( Elternhaus etc.) als alleine den Fokus auf die Schule zu legen. Leider, nein zum Glück!! ist die Schule die Bühne für Kinder und Jugendliche, um in sozialem Kontakt miteinander zu treten. Sie bietet ein Erprobungsfeld, welches noch nicht komplett den starren gesellschaftlichen Normierung des Berufslebens etc. unterliegt. Das manche Kinder schon mit dieser Umgebung nicht zurecht kommen, ist meiner Meinung nach in den Anlagen, Werten und Normierungen begründet, mit denen sie auf den Weg geschickt wurden, aber nicht Schuld der Einrichtung Schule selbst. Die Einrichtung Schule/Lehrkräfte sind aber mitschuld, dass sie nicht erkennen, wenn Schülerinnen und Schüler in dieser Umgebung nicht zurecht kommen, wobei ich hier den schwarzen Peter gerne zu einem gewissen Teil an das Land, an den Bund weitergebe, die für den Lehrermangel verantwortlich sind.
Ich glaub ich hab zuviel geschrieben,
Grüße
Sebastian
Ein schönes Posting, welches du hier geschrieben hast und meiner Meinung nach viele wichtige Dinge und Überlegungen zu diesem Thema aufgreift.
Ich gehe in deiner Aussage, dass es sich die "Zocker" in der Diskussion um das Gewaltpotential von Computerspielen zu einfach machen conform. Durch diese Reaktionen der Zockergemeinschaft ebnet man solchen Überlegungen und Meinungen bzgl. der Spielewelt nur einen größeren Nährboden. Ein solches Verhalten unterstreicht die eingängigen Klisches des im Dunkeln sitzenden, sozial inkompetenten und Metal hörenden Spielers. Ein der Diskussion stellendes Vorgehen würde ein ganz anderes Licht auf die Szene werfen und manche Argumente von Vornherein entwerten.
Was, wie du schon sagtest, sicherlich verbessert werden muss, ist die Zugänglichkeit von gewaltverherrlichenden Computerspielen für Jugendliche und vor allem Kinder. Die aktuelle JIM-Studie, welche jedes Jahr den Medienkonsum von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jährigen untersucht, zeigt auf, dass viele Jugendliche keine Probleme in der Beschaffung solcher Spiele haben. Ein Teil der Befragten gab sogar an, dass sie durch die Eltern Zugang zu solchen Spielen erhalten würden. Meiner Meinung nach sollte sich also weniger der Gesetzgeber den Kopf über eine lückenlose Gesetzgebung zerbrechen als vielmehr die Eltern in Auseinandersetzung der aktuell vorherrschenden Jugendkultur sich mit dem Thema beschäftigen. Wenn dies dann nicht in einem Regelkatalog für Jugendliche und Kinder übergeht, sondern Eltern in einen Dialog mit den Kindern eintreten, ist damit doch der wichtigste Schritt im Elternhaus getan.
Ein weiterer von dir angesprochender Punkt ist die zunehmende Feminalisierung der Bildungslandschaft, welche, wie ich finde, ein ganz wichtiger Punkt ist. Trotzdem ist dies meiner Meinung nach nur eine Seite der Medaille. Es gibt Studien darüber, dass bei gleicher Qualität des Lehrpersonals beider Geschlechter Schüllerinnen/ und Schüler sich eher bei gleichgeschlechtlichen LehrerInnen wohl fühlen. Dies hat, zumindest in Deutschland, einen sehr bedenklichen Kontext in Bezug auf die Grundschule. Hier sind über 80% der Lehrkräfte weiblich. Als lizensierter Trainer im Leistungssport habe ich allerdings im Freizeitbereich die Erfahrung gemacht, NEIN-die Kompetenz erworben, mich durchaus mit weiblichen Themen und Problemen der Jugend auseinanderzusetzen und wie ich hoffe auch helfen zu können ( Natürlich bleibt hier immer ein kleines Feld, bei dem Mann nur über Sachen sprechen kann, aber keine praktischen Erfahrungen austauschen kann).
Meine Erfahrungen als Trainer decken sich aber leider nicht mit meinen Erfahrungen als (angehender)Lehrer und das aus einem ganz einfachen Grund: verdammt noch mal zu wenig Zeit! Durch den heute chronischen Lehrermangel sind Lehrkräfte dazu gezwungen, viele Stunden Unterricht zu geben. Dadurch bekommt man es im schnellen Wechsel mit immer wieder verschiedenen Kindern und Jugendlichen zu tun. Es bleibt einfach keine Zeit im großen Stil auf Probleme und Bedürfnisse einzugehen, darüber hinaus leidet meiner Meinung nach auch die Qualität und Quantität der Wissensvermittlung, wo wir wieder bei PISA wären ( wobei diese Studie eh der völlige Witz ist).
Als Resume ist meiner Meinung nach zu sagen, dass Toleranz, Einfühlungsvermögen, Medienkompetenz und der Blick über den Tellerrand bei Lehrkräften dieses, wie auch andere Probleme teilweise auffangen könnte, es aber am Alltag der Bildungslandschaft scheitert.
Das Amokläufer Computerspiele spielen ist allerdings meiner Meinung nur ein Begleiteffekt des sozialen Umfeldes, in welchem sich die jeweilige Person befindet. Leider laden diese neuen Medien immer wieder zur Anonymität ein, welche Konflikte und Probleme in der wirklichen Welt kaschieren bzw. überlagern sollen. Im Großen läuft bei solchen Leuten doch viel mehr im sozialem Umfeld schief ( Elternhaus etc.) als alleine den Fokus auf die Schule zu legen. Leider, nein zum Glück!! ist die Schule die Bühne für Kinder und Jugendliche, um in sozialem Kontakt miteinander zu treten. Sie bietet ein Erprobungsfeld, welches noch nicht komplett den starren gesellschaftlichen Normierung des Berufslebens etc. unterliegt. Das manche Kinder schon mit dieser Umgebung nicht zurecht kommen, ist meiner Meinung nach in den Anlagen, Werten und Normierungen begründet, mit denen sie auf den Weg geschickt wurden, aber nicht Schuld der Einrichtung Schule selbst. Die Einrichtung Schule/Lehrkräfte sind aber mitschuld, dass sie nicht erkennen, wenn Schülerinnen und Schüler in dieser Umgebung nicht zurecht kommen, wobei ich hier den schwarzen Peter gerne zu einem gewissen Teil an das Land, an den Bund weitergebe, die für den Lehrermangel verantwortlich sind.
Ich glaub ich hab zuviel geschrieben,
Grüße
Sebastian
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